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geöffnet 19. Sept. – 24. Okt. 2015

Licht - Bewegung - Raum

Anne Blanchet - Anne Böhnke
Madeleine Dietz - Michael Reiter

 

Wandobjekte, Skulpturen, Installationen

 

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Die ausgestellten Wandobjekte, Malereien und Skulpturen bieten einen Blick auf die Vielfalt innovativer Gestaltungsmöglichkeiten in der zeitgenössischen ungegenständlichen Kunst. Die Wahl und Bearbeitung verschiedener Materialien im Zusammenspiel mit der Darstellung von Licht, Bewegung und Raum wird von den vorgestellten Künstlerinnen und Künstlern auf unterschiedliche Art und Weise bildnerisch umgesetzt.

 

Anne Blanchet, die in Genf lebt und arbeitet, verwendet für ihre Wandobjekte „Light Drawings“ mattes Plexiglas. Licht und Schatten ‚zeichnen’ in diesem transluzenten Material die eingeschnittenen Linien nach. Die Wirkung ist verblüffend: ein völlig planer Bildkörper erscheint optisch dreidimensional. Blanchet erzielt mit einer reduzierten Bearbeitung des Materials die Illusion eines Bildraumes aus Linien und Flächen. An den Einschnitten wird der Lichtfluss unterbrochen. Dadurch entstehen Verschattungen, die virtuelle Raumwirkungen hervorrufen. Es ist das Licht, das die Flächen und Linien in ständiger Bewegung hält und sie immer wieder von neuem modelliert. Blanchet setzt diese immateriellen Phänomene bewusst als künstlerisches Mittel ein und versetzt dadurch den Betrachter in Erstaunen darüber, dass er diese optische Täuschung oft erst auf den zweiten Blick wahrnimmt.


Anne Böhnke, die wir zum ersten Mal mit mehreren Werken präsentieren, setzt Farbe und Form in Bewegung. Ihre subtile und nuancierte Farbgestaltung entwickelt sie auf Bildträgern unterschiedlicher Formung, so dass aufgrund der besonderen Formgebung und des Farbverlaufs das Bildobjekt eine innere und äußere Spannung von allen Seiten besitzt und in Wechselwirkung zur umgebenden Wand tritt. Böhnke thematisiert neben der Farbdynamik die offene Bildform, indem sie durch die Schaffung von Negativformen im Bildzentrum die Begrenzung fließend hält. Die Künstlerin setzt ihre Farben in einen weichen Kontrast, wodurch sich im Farbraum eine Ahnung von Plastizität entfaltet. Die Farben scheinen zu pulsieren und zu atmen, so dass sie den Eindruck einer Bewegung hin zum Betrachter erwecken und von diesem umso intensiver erlebt werden.

 

Madeleine Dietz ist mit neuen Arbeiten und einer Installation vertreten. Ihre Skulpturen und Bildobjekte entwickelt die Künstlerin aus der Dichotomie von Erde und Stahl, was zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Erde, die von der Künstlerin feucht verarbeitet wird, macht den Gestaltungsprozess und die damit verbundene künstlerische Intervention für den Betrachter nachvollziehbar. Aber auch die in der Erde innewohnende Energie wird mit der Trocknung und der damit verbundenen materiellen Haltbarkeit offensichtlich. Den amorphen Werkstoff Erde bindet Dietz in minimalistisch konstruierte Körper ein, die sie aus Stahlplatten zusammensetzt. Doch nicht nur die natürlichen und künstlichen Materialien, sondern auch ihre geometrische Formgebung und Proportionierung harmonisieren oder intensivieren das Gegensätzliche.


Michael Reiters neue Serie an Bildobjekten bietet einen ungewohnten Blick auf den Bildbegriff, wenn er quadratische Holztafeln, deren Oberfläche er mit einem lockeren und dynamischen Duktus monochrom bemalt, vom Bildrand her einschneidet und die so entstandenen Teilflächen leicht nach außen biegt, so dass das Ausgangsmaterial sichtbar ist. Reiter setzt die Gesamtfläche unter Spannung. Mit diesem Eingriff veranschaulicht der Künstler zum einen den Prozess der Bildgestaltung und zum anderen lässt er die Beschaffenheit und die Eigenschaften des Materials erkennbar werden. Reiter erzielt durch die Gegenüberstellung von bemalter Vorder- und unbehandelter Rückseite eine Simultanität der Wahrnehmung beider Flächen als minimale Bewegung in den Raum hinein. Deutlicher wird diese gestalterische Absicht bei Reiters Spiralen: die Fläche wird konzentrisch aufgeschnitten und so weit wie möglich in den Realraum gezogen.

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